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Bericht im Südkurier: Dr. Andrea Kanold

Südkurier, 18.02.2016
VON JÜRGEN DREHER
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➤ Kandidaten im Porträt: Serie zur Landtagswahl
➤ Bewerber im Wahlkreis Villingen-Schwenningen
➤ Heute mit FDP-Kandidatin Andrea Kanold

Sie will viel bewegen und mitgestalten

Schwarzwald-Baar – Freie Demokraten nennen sich die Liberalen heute vorzugsweise, das Kürzel FDP gilt aber auch noch – und Andrea Kanold ist nicht nur Kreisvorsitzende dieser Partei, sondern auch Landtagskandidatin.

➤ Wer sie ist: Pharmazie studiert, drei Kinder großgezogen, den Doktortitel gemacht, in Gemeinde- und Kreistag engagiert, dazu etliche Ehrenämter übernommen: Andrea Kanold kann als Landtagskandidatin eine große Bandbreite an Erfahrungen vorweisen.
Die 59-Jährige stammt aus Offenburg, absolvierte ihr Studium in Freiburg und lernte dort ihren späteren Mann, den Rechtsanwalt Karl-Heinz Kanold kennen. In Bad Dürrheim baute sich das Paar ein Haus, Kanold kümmerte sich zunächst vorrangig um den Sohn und die zwei Töchter, engagierte sich 23 Jahre lang als Elternvertreterin in den Schulen ihrer Kinder.
Doch auch der Beruf blieb ihr stets wichtig. „Ich wollte immer beruflich tätig sein und brauche den Kontakt nach außen, zu den Menschen“, sagt sie. Obendrein sei sie naturwissenschaftlich geprägt und auch handwerklich durchaus geschickt – da sei das Pharmaziestudium „die ideale Entscheidung“ gewesen.
1990 startete sie ihr Promotionsstudium – neben Familie und Beruf – an der Uni Heidelberg mit folgender Doktorarbeit über Pharmaziegeschichte.
1998 hatte sie den Doktortitel geschafft – „das ging natürlich nur mit Unterstützung der Familie“.
1999 folgt der nächste Schritt: Ihr wird die Salinen-Apotheke in Bad Dürrheim zur Übernahme angeboten, und Andrea Kanold greift zu. Jetzt ist sie Unternehmerin mit derzeit neun Angestellten und hat diese Entscheidung nie bereut. Dazu kommt ein vielfältiges ehrenamtliches Engagement, zum Beispiel als Gründerin des Bad Dürrheimer
Gesundheitsforums mit seinen Vortragsveranstaltungen.

➤ Was sie antreibt: „Ich bin nicht so politisch“, sagt Andrea Kanold über sich selbst: Sie sei nicht in einem politischen Apparat in ihre heutige Position gelangt, etwa über eine Partei-Jugendorganisation, um dann weitere Stufen aufzusteigen. „Ich bin nicht so geimpft und mir fehlt als Quereinsteigerin auch die Rhetorik“, bekennt sie freimütig: „Ich schwätz’ halt schon mal so, wie ich es richtig finde.“ Mit Quereinsteigerin meint die 59-Jährige aus Bad Dürrheim, dass sie erst mit Anfang 40 konkret ins politische Engagement einstieg – auch wenn sie schon zuvor ein politisch interessierter Mensch gewesen sei.
Mit dem Schritt in die berufliche Selbstständigkeit wuchs auch das Interesse an der örtlichen Kommunalpolitik. Sie habe sich bei SPD, CDU und FDP umgeschaut – und fand sich von den Liberalen am stärksten angesprochen.
Seit 2005 sitzt sie im Bad Dürrheimer Gemeinderat, zudem war sie von 2009 bis 2013 Kreisrätin, dazu kommt ein Mandat in der Regionalverbandsversammlung.
2011 trat sie schon als Zweitkandidatin bei der Landtagswahl an.
„Ich bin mit Leib und Seele Kommunalpolitikerin“, bekennt sie – und strebt jetzt obendrein in den Landtag. Als Mitglied im FDP-Landesvorstand ist sie auch mit der baden-württembergischen Sicht der Dinge vertraut.

➤ Was sie anstrebt: Wirtschaft, Bildungspolitik, die Infrastruktur und auch der Rechtsstaat sind zentrale Themen für Kanold. Im Bildungsbereich etwa will sich Kanold dafür stark machen, dass sich der Hochschulstandort Schwarzwald-Baar (mit Hochschule Furtwangen, Duale Hochschule und Polizeihochschule) gut entwickeln kann. Ein weiteres zentrales Anliegen ist für sie, dass die heute bestehende Schullandschaft in ihrer Vielfalt erhalten bleibt: „Wir als Freie Demokraten haben ja einen Schulfrieden angeboten“ – also, dass nicht wieder gleich die nächste große Schulreform komme, sondern Eltern, Lehrer und Schüler „Sicherheit und Verlässlichkeit“ für die nächsten Jahre haben.
Allerdings dürfe keine Schulform „mehr privilegiert werden“, sagt sie mit Blick auf die Gemeinschaftsschulen. Diese sieht Kanold kritisch, da dort das generelle Leistungsniveau eher sinke im Vergleich zu anderen Schultypen. Die Realschulen müssten ebenso weiterexistieren wie die Gymnasien – letztere auch deshalb, weil die heimische Wirtschaft auf „Exzellenz“ des Nachwuchses angewiesen sei.
Zudem brauche die Wirtschaft ein funktionierendes Straßennetz, daher müsse das Land stärker in seine oft maroden Straßen investieren – und Druck beim Bund machen, dass der Lückenschluss der B 523 als Villinger Nordumfahrung gebaut werde.
Beim Thema Infrastruktur hat die Liberale zudem den Breitbandausbau auf dem Zettel: „Ohne schnelles Internet geht heute doch immer weniger“. Da ist selbst die Liberale für staatliche Subventionen – wenn auch nicht auf Dauer, sondern nur als Anschub. Aus der Landesstiftung solle dazu eine Milliarde Euro entnommen werden, um die Verkehrs- und Internet-Infrastruktur im Land zu verbessern.
Zum Schutz von Recht und Ordnung fordert die FDP tausend neue Stellen in den Polizeirevieren im Land. Grün-Rot stocke zwar die Stellenzahl schon auf, aber „die Fläche profitiert davon nicht.“
Aber hat nicht die schwarz-gelbe Vorgängerregierung bei der Polizei gespart?
„Kann gut sein, dass wir Fehler gemacht haben auf diesem Gebiet“, so Kanold, nun müsse eine Korrektur her.
Die Bewältigung der Flüchtlingskrise sieht Kanold skeptisch, „es sind zu viele, die Kommunen schaffen das nicht“, ist sie überzeugt. Nachdem die ehrenamtlichen Helfer und die Kommunen bewundernswert viel abgepuffert hätten, müsse jetzt eine europäische Lösung her mit Schutz der Außengrenzen und Zurückweisung jener, die keinen Schutz benötigten. Zudem habe das Integrationsministerium „voll versagt“, nun sei es eine Bestandsaufnahme dran, was die Flüchtlinge hier wirklich benötigten – und dann müsse die Integration vorangetrieben werden.

➤ Wie sie die Lage einschätzt: „Wir sind schon durch ein tiefes Tal gegangen“, räumt Kanold mit Blick auf die Krise ihrer Partei ein, nachdem die FDP zum Teil verheerende Wahlniederlagen einstecken musste. Das sei die Quittung dafür gewesen, dass die FDP im Bund Steuersenkungen versprochen und dann nicht geliefert habe.
„Aber dieses Mal werden wir liefern!“, verspricht Kanold für die Landtagswahl. Sie freue sich, dass es der FDP wieder um Inhalte gehe, weniger um „etablierte Persönlichkeiten“ der Partei wie früher. Seit etwa eineinhalb Jahren stabilisiere sich die Stimmung langsam, so ihr Eindruck. „Der Straßenwahlkampf macht mir Mut“, die Leute reagierten wieder aufgeschlossener. So rechnet sie für sich selbst mit „sieben Prozent plus plus“ – und sagt: „Wenn die FDP insgesamt gut abschneidet und wenn ich im Regierungsbezirk weit vorne liege, habe ich durchaus eine gute Chance, in den Landtag zu kommen.“

Bewerber-Check
Wer sind die Landtagskandidaten von CDU, Grünen, SPD, FDP, AfD und Linke im Wahlkreis Villingen-Schwenningen?
Woher kommen sie, für was stehen sie, was sind ihre Ziele? Der SÜDKURIER stellt in seiner Serie Kandidaten im Porträt die Bewerber vor: Karl Rombach (CDU), Martina Braun (Grüne), Henning Keune (SPD), Andrea Kanold (FPD), Markus Frohmaier (AfD) und Marvin Wiegand (Die Linke).
Online-Dossier zur Landtagswahl: www.suedkurier.de/landtagswahl

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